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Kleine Anfrage - Vorrang des baulichen Holzschutzes vor chemischem Holzschutz

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Kleine Anfrage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Peter Hettlich, Cornelia Behm, Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, Bettina Herlitzius, Winfried Hermann, Undine Kurth(Quedlinburg), Ulrike Höfken, Dr. Anton Hofreiter, Nicole Maisch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Vorrang des baulichen Holzschutzes vor chemischem Holzschutz

Die statistische Zunahme von Umwelterkrankungen, wie z.B. die ansteigende Zahl von Allergien, die durch anthropogene Umweltbelastungen hervorgerufen werden, geben Anlaß neu über die Verwendung von Bioziden nachzudenken.
Die Belastung der Umwelt mit Bioziden, die bem Bautenschutz gegen Pilze, Algen und Bakterien eingesetzt werden übersteigt inzwischen sogar die Belastung durch Pestizide aus der Landwirtschaft. Damit trägt der Bauten- und Holzschutz in ganz erheblichem Maße zur diffusen und schleichenden Verschmutzung von Umwelt und von Gewässern bei.

Viele der als Schutzmittel eingesetzten Chemikalien sind neurotoxisch. Bei Insektiziden ist gerade das die gewollte Wirkung. Außerdem sind viele Chemikalien immuntoxisch und können zu Allergien führen, insbesondere bei Langzeitexposition. Daher ist für einen vorsorgenden Gesundheitsschutz die Reduzierung von bioziden Belastungen geboten.

Die EU hat am 13. Januar 2009 mit der neuen EU-Pestizidzulassungsverordnung das Ende für einige hochgefährliche Pestizide beschlossen. Pestizide, die Krebs erzeugen, das Erbgut verändern oder die Fortpflanzung schädigen werden in der Europäischen Union vom Markt genommen. Aber nicht nur als Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft, auch beim Gebäudeschutz werden lebensabtötende Stoffe in erheblichen Mengen verwandt.

Die Verwendung von weniger persistenten Chemikalien entspricht auch heutigen Verbraucheransprüchen, wie die deutsche Fertighausindustrie bestätigt. Die Fertighaushersteller haben ihre Lehren aus dem Holzschutzmittelskandal gezogen und seit 1996 durch den Einsatz von technisch getrockneten Hölzern auf eine chemisch vorbeugende Holzbehandlung verzichtet. Seither wurden ca. 500.000 Fertighäuser ohne chemischen Holzschutz errichtet.

Um biozide Belastungen im Lebensumfeld zu verringern, unterstützen auch Universitäten und Institute für Holzforschungen einen Vorrang des baulichen Holzschutzes gegenüber dem Chemischen.

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Bundesregierung:

1 Siehe hierzu: M. Burkhardt, T. Kupper, S. Hean, R. Haag, P. Schmid, M. Kohler and M. Boller: Biocides used in building materials and their leaching behavior to sewer systems In: Water Science & Technology Vol 56 No 12 pp 63–67 Q IWA Publishing 2007

1. Sind der Bundesregierung Zahlen über die Menge der in Deutschland verwendeten bioziden Bautenschutzmittel bekannt und welche Erkenntnisse liegen über dieBelastung der Umwelt durch Biozide aus dem Bautenschutz vor?

2. Hält es die Bundesregierung für richtig, dass nach der DIN 68800 der Dachstuhl eines Gebäudes nicht "Innen vom Gebäude ist, sondern Außen", und somit Biozide, also lebensabtötende Substanzen, Anwendung finden können, die im Innenbereich nicht eingesetzt werden dürfen?

3. Welche Folgen hat die Anwendung von Bioziden, wenn der Dachstuhl ausgebaut, zu Wohnzwecken genutzt, und somit zum Innenbereich wird?

4. Hält die Bundesregierung es weiterhin für sinnvoll, dass diese Regelung der DIN 68800 ebenfalls für die Innenseiten von Außentüren und Außenfenster aus Holz gilt?

5. Wäre es nach Ansicht der Bundesregierung nicht sinnvoll, um das Definitionsproblem "Innen und Außen", und den damit verbundenen möglichen Einsatz von Bioziden zu klären, bzw. zu verhindern, dass zukünftig im allgemeinen Teil der Norm, der Vorrang des baulichen Holzschutzes vor dem chemischen Holzschutz definiert wird?

6. Weshalb wird das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nicht an der Überarbeitung der Norm 68800 beteiligt, damit Fragen gesundheitlicher Risiken für den Menschen durch biozide Substanzen der Holzschutzmittel in der Ausschussarbeit stärkere Berücksichtigung finden?

7. Inwieweit finden in der Normung - in diesem Falle die zum "vorbeugenden chemischen Holzschutz" - auch die Risiken für die Gesundheit von Menschen Berücksichtigung, oder ist dessen Ziel nur der Schutz materieller Güter?

8. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über die Verunreinigung von Oberflächengewässern durch Bautenschutzmittel einschließlich Holzschutzmittel vor?

9. Sind der Bundesregierung Probleme durch Holzschutzmittel bekannt, die den ökologischen Vorteilen einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung
entgegenstehen?

10. Welche Konzentrationen von Bautenschutzmitteln wurden in wissenschaftlich begleiteten Modell-Projekten zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung gemessen und welche Quellen sind diesen Schadstoffen zuzuordnen?

Berlin, 20. Januar 2009

Renate Künast, Fritz Kuhn und Fraktion

Quelle: Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
 

 

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