Versteigerung von LTE- Mobilfunkfrequenzen: Verwendung der Lizenzgelder für Forschungsprojekte und Umsetzung von Funkalternativen gefordert

Montag, den 12. April 2010 um 20:53 Uhr Redaktion
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Umwelt-und Verbraucherorganisation Diagnose-Funk und die Wissenschaftler- und Ärztevereinigung Kompetenzinitiative e.V. warnen in einer gemeinsamen Stellungnahme vor der Einführung von LTE ohne eine weitere wissenschaftliche Überprüfung der Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.


Mit der Vergabe von LTE-Mobilfunkfrequenzen wird die dritte Mobilfunk-Generation UMTS abgelöst. LTE (Long Term Evolution) ist auf schnelle Datenübertragung ausgerichtet und ermöglicht ein bis zu 100-mal schnelleres Downloadtempo als DSL-Anschlüsse. Mit den technischen Möglichkeiten verbunden soll die Übertragung im Handynetz so schnell und unkompliziert wie im Festnetz werden. LTE-Mobilfunknetze sollen vor allem auch als Alternative zu DSL oder Kabelanschluss lanciert werden und gerade die ländlichen Gebiete mit Mobilfunk-Breitbandanschlüssen versorgen. Doch der Standard wird eingeführt ohne jede Abklärung seiner Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit.

Anfragen bei der Bundesnetzagentur und beim Bundesamt für Strahlenschutz, welche biomedizinischen Forschungen vor der Einführung von LTE gemacht wurden, blieben bislang unbeantwortet.

„Erst Anwendung – dann Forschung“: Dieses Prinzip ist inakzeptabel, weil sich dabei der Staat nur von technischer Machbarkeit und Profitinteressen leiten lässt. Diagnose-Funk und Kompetenzinitiative e.V. fordern, die Einführung der LTE-Technologie auszusetzen und die Bürger nicht für neue Feldversuche freizugeben.

Das Bundesamt für Strahlenschutz warnte schon 2005 vor der „unkontrollierten Exposition“ (Leitlinien Strahlenschutz) der Bevölkerung. Eine große Zahl internationaler Studien bestätigt, dass jede elektromagnetische Strahlung und jede Frequenz spezifische Auswirkungen auf Mensch und Natur hat. Die Entwarnungen auf der Grundlage des Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms sind durch die Aussparung entscheidender Fragestellungen (u. a. Langzeitwirkungen und besondere Risiken für Kinder) richtiger ein Programm der Rechtfertigung anachronistischer Grenzwerte und der staatlichen Einnahmen für die Lizenzvergaben. Zum anderen stellt man fest, dass 27-30% der Bevölkerung im Hinblick auf die Wirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder besorgt sind, 9% sich gesundheitlich beeinträchtigt sehen. Trotz der alarmierenden Zahlen, wird eine weitere Schädigung billigend in Kauf genommen. Mittlerweile reagierte nun selbst das EU-Parlament, hält die Grenzwerte angesichts immer neuer Techniken und damit wachsenden Strahlenbelastungen nicht mehr für ausreichend und sieht akuten Handlungsbedarf.

Wird die Versteigerung in der angekündigten Weise durchgeführt, übernimmt die Bundesregierung nach Auffassung von Diagnose-Funk und Kompetenzinitiative e.V. die selbstverständliche Pflicht, den Großteil der mit der Versteigerung eingenommenen Gelder wie folgt einzusetzen:

Zugleich fordern wir die Umsetzung der „Entschließung des Europäischen Parlaments vom 2. April 2009 zu der Gesundheitsproblematik in Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern (2008/2211(INI))“.

Die Anforderungen der modernen Gesellschaft brauchen zuverlässige und umweltverträgliche Kommunikationstechnologien, die die Bedürfnisse mobiler Kommunikation abdecken, ohne jedoch dergleichen umweltschädigende Einflüsse oder Anfälligkeiten mit sich zu bringen. Deshalb: Keine neue Technologie vor
einer unabhängigen Abklärung ihrer Risiken!

Quelle: Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Diagnose-Funk