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Wissenschaft und Wahrheit in der Mobilfunkforschung

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Stand und Hintergründe einer Kontroverse

Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm (DMF), dessen Ergebnisse in den vergangenen sechs Jahren mit einem Aufwand von 17 Millionen Euro erarbeitet worden sind, ist je zur Hälfte von Staat und Industrie bezahlt worden. Es kommt zu der beruhigenden Schlussfolgerung, dass insgesamt kein Anlass besteht, die Schutzwirkung geltender Grenzwerte vor gesundheitlichen Risiken der Mobilfunk­strahlung in Zweifel zu ziehen. Das überwältigende Presseecho weit über Deutschland hinaus entspricht dem Gewicht dieser Aussage. Was jedoch den Wahrheitsgehalt der Botschaft angeht, steht diese im krassen Widerspruch zum Stand der internationalen Forschung, und wird nicht einmal durch den Ertrag des eigenen Programms ge­deckt.

Auf zentrale Fragen wie Langzeitfolgen der Mobilfunkstrahlung und besondere Risiken für Kinder kann das DMF keine Antwort geben. Angesichts dieses Eingeständnisses grenzt die Entwarnung an Verantwortungslosigkeit. Weil darüber hinaus die Existenz athermischer Wirkungen weit unterhalb der geltenden Grenzwerte schlichtweg ignoriert wird, wird die Entwarnung zur Gewissenlosigkeit. Dies zu erkennen und eine Fehlentscheidung der Bundesregierung zu verhindern, wäre Aufgabe jenes eigenen Beratungsgremiums der Bundesregierung gewesen, das ausschließlich aus Wissenschaftlern besteht, der so genannten Strahlenschutzkommission (SSK). Doch das Gegenteil ist der Fall: Eine Empfehlung der SSK hat die Entwarnung durch die Bundesregierung erst möglich gemacht.

Eine bedeutende Rolle in diesem Beratungsausschuss spielt Prof. Alexander Lerchl von der privaten Jakobsuniversität in Bremen, dessen wissenschaftliche Arbeit sich der besonderen Unterstützung der Telekommunikationsindustrie erfreut. Seit langem lässt er nichts unversucht, den internationalen Hin­weisen auf eine Schädlichkeit der Mobilfunkstrahlung, insbesondere aber der UMTS-Strahlung, entgegenzuwirken. Im Rektor der Medizinischen Universität Wien und den Redakteuren des Spiegel hat er offenbar Partner gefunden, die seine Aktivitäten vorbehaltlos unterstützen.

Vor einigen Monaten wurde vom Rektor der Medizinischen Universität Wien aufgrund von Verdächtigungen und gezielten Fehlinformationen, die u.a. von Alexander Lerchl ausgingen, erst­mals behauptet, dass zwei wichtige Studien zur Frage genschädlicher Wirkungen der Mobilfunk­strahlung aus der Arbeits-medizinischen Abteilung seiner Universität gefälscht seien. Mit der Forderung auf Rücknahme der beiden Arbeiten an die Autoren und die Herausgeber, in deren wissenschaftlichen Fachzeitschriften sie publiziert worden waren, folgte er einer Empfehlung seines Rates für Wissenschaftsethik. Doch überraschend stellte sich heraus, dass die Zusammensetzung dieses Rates ethischen Prinzipien in so fern nicht entsprach, als den Vorsitz ein Vertreter der Telekommunikationsindustrie innehatte!

Nach Aufdeckung dieses Skandals wurde eine weitere Sitzung des Rates anberaumt, diesmal unter einem neutralen Vorsitzenden.Das Sitzungsprotokoll, das aus unverständlichen Gründen als Geheim­dokument behandelt und nicht veröffentlicht wird, welches wir aber als Mitautor der publizierten Studien einsehen durften, belegt überzeugend, dass die Vorwürfe gegen die betroffene Arbeitsgruppe mit großer Wahrscheinlichkeit unzutreffend sind. Verbleibende Unsicherheiten könnten ohne großen Aufwand geklärt werden, wenn dies wirklich gewünscht würde. Doch was tut der Rektor? Ohne Rück­sicht auf den Inhalt des Protokolls wiederholt er seine Vorwürfe in weiteren öffentlichen Stellung­nahmen. Sie finden Eingang in ein so bedeutendes Publikationsorgan wie Science, und Der Spiegel trägt sie in reißerischer Aufmachung in die Öffentlichkeit.

Auf seiner Homepage äußert sich der Rektor der Medizinischen Universität Wien über Wissenschaft und Wahrheit im Allgemeinen und in der Mobilfunkforschung im Besonderen Was er darunter zu verstehen scheint, ist im konkreten Fall nicht nur zur absolut ungerechtfertigten Vernichtung von Forschungsergebnissen aus vieljähriger Arbeit geworden, sondern darüber hinaus auch zum Rufmord an den daran beteiligten Forschern. Eine Inszenierung wie diese, obwohl keineswegs neu in der Mobilfunkforschung, widerspricht allen Forderungen an wissenschaftliche und journalistische Redlichkeit. Und als Entsorgung von gut dokumentierten möglichen Risiken, die Menschen gefährden, widerspricht sie auch dem Auftrag einer Medizinischen Universität!

Über die Hintergründe dieser Aktivitäten zur Vernichtung wissenschaftlicher Daten und davon ausgehend zur Manipulation der öffentlichen Meinung kann man im Moment nur spekulieren. Man kann aber auch versuchen, aus verfügbaren Hinweisen nahe liegende Schlüsse ziehen. Ein Ausdemwegräumen der  Wiener Forschungsergebnisse hätte zur Folge, dass zumindest ein wichtiger Grund entfällt, der die Aussagen des DMF Lügen straft und den gegenwärtigen Grenzwerten jede Berechtigung abspricht. Wenn zudem die geplante Fortsetzung der Forschungsaktivitäten der Wiener Arbeitsgruppe in einem interna-tionalen Rahmen auf absehbare Zeit verhindert werden könnte, bestände für die Telekommunikationsindustrie wohl kaum ein Anlass zur Klage.

Die Stiftung VERUM, die das von 2000 bis 2004 laufende und maßgeblich von der Europäischen Union finanzierte REFLEX-Projekt (QLK4-CT-1999-01574) organisierte und koordinierte, hat in der Zwischenzeit zusammen mit 9 internationalen Partnern ein Folgeforschungsvorhaben zur Förderung einge-reicht. Das REFLEX-Projekt, zu dem die Wiener Arbeitsgruppe wesentlich beigetragen hat, zeigt, dass die Mobilfunk­strahlung  Struktur und Funktion von Genen in isolierten menschlichen Zellen verändern kann. Mit dem Folgeprojekt soll herausgefunden werden, ob vergleichbare Zellveränderungen auch beim lebenden Menschen, insbesondere bei Kindern und Heranwachsenden,  vorkommen. Sollte dies der Fall sein, wäre ein starker Hinweis dafür erbracht, dass die Mobilfunkstrahlung ein gesundheitliches Risiko für den Menschen darstellt, wenn auch das Ausmaß noch im Dunkeln bliebe.

Das Folgeprojekt wurde von den Gutachtern der EU-Kommission ausgezeichnet bewertet, bis jetzt aber nicht gefördert. Wie weit die Wiener Vorgänge das Zögern der Kommission befördert haben, wird man kaum erfahren. Umso mehr darf man fragen, wer von einer Forschungs- und Aufklärungs­verhinderung dieser Art am meisten profitiert. Sicherlich nicht Alexander Lerchl von der privaten Jakobsuniversität in Bremen, der sich der besonderen Unterstützung der Telekommunikationsindustrie erfreut, und die ihn unterstützenden Akteure in Wien und Hamburg, schon eher die Telekommunikationsindustrie selbst, die sich gerne vorgeschobener Strohmänner bedient. Dass Wahrheit in der Wissenschaft der Mobilfunkforschung so nicht verhindert werden darf, dafür ist jetzt zu sorgen.

Links:
„Deutsches Mobilfunk Forschungsprogramm“
„Wissenschaft und Wahrheit“ 

Kontakt:
Prof. Dr. med. Franz Adlkofer
Tel. 089 28890.235
Fax 089 28890.512
adlkofer (at) verum-foundation.de
http://www.verum-foundation.de
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VERUM Stiftung für Verhalten und Umwelt
Private Stiftung des bürgerlichen Rechts
Firmensitz: Theresienstraße 6-8, 80333 München
Aufsichtsbehörde: Regierung von Oberbayern
Az.: Nr. I/2-K 1125 Mü-5/190 518
Stiftungsratsvorsitzender: Prof. Dr. Klaus Thurau
Geschäftsführer: Prof. Dr. Franz Adlkofer

 

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